Also okay, sorry dass ich so reingeplatzt bin. Normalerweise lese ich hier nur bei den technischen Fragen rund um den Audi TT mit, weil ich seit ca. einem halben Jahr ein Fan des Audi TT 8N bin. Hab mir endlich einen zugelegt, nachdem ich lange gesucht hatte.
Zu meiner Person ganz kurz nur so viel. Ich habe viele Jahre in der biologischen Forschung gearbeitet, so dass ich über ein wenig Sachkenntnis verfüge. Bin natürlich nicht so drin in der aktiven Forschung wie z.B. Drosten oder Streeck.
An R8PTOR: Habe ich ein paar Dinge zur Dramatisierung weggelassen oder zu viel dramatisiert? Verstehe den ersten Teil deiner Kritik nicht ganz.
Verstehe auch nicht so ganz, wo ich falsch argumentiert habe. Möglicherweise zielst du auf das Impfen ab. Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass es mit Impfstoffen nicht machbar ist, wenn sich nicht alle impfen lassen. Klar, wenn sich die Hälfte der Weltbevölkerung nicht impfen lässt, dann werden wir den Virus nie los und dann werden wir immer in dieser bedauerlichen Situation ausharren müssen. Ist das erstrebenswert? Nein. Ich bin sicher, dass sich das Problem mit der Zeit lösen wird, zumal die Regierung nicht ewig diese Ausnahmesituation finanzieren kann. Sollte dies wegfallen, dann wird sich der größte Teil der Bevölkerung impfen lassen, denn niemand will endgültig seine Existenz verlieren oder z.B., wie gestern in den Nachrichten kam, nicht mehr in einen Klub gelassen werden, wenn er keinen Impfaufweis hat (okay, ist ein bisschen scherzhaft). In vielen Entwicklungsländern werden die Menschen sich gerne impfen lassen.
Hier muss man natürlich auch ein bisschen mehr aufklären, was die Sicherheit der Impfungen angeht. Aktuell liegen vorläufige Daten des Biontech-Impfstoffs vor. Ich denke, bei 45000 Probanden und keiner einzigen gefährlichen Nebenwirkung, außer mal ein bisschen Fieber oder Abgeschlagenheit, kann man schon davon ausgehen, dass der Impfstoff sicher ist. Ich habe hier keinerlei Bedenken. Was Langzeitwirkungen angeht, so sind die Befürchtungen auch übertrieben. Bei jedem Impfstoff in der Vergangenheit wurden nur ein paar zehntausend Probanden geimpft, dann erhielt der Impfstoff seine Zulassung und wurde massenhaft verimpft. Langzeitbeobachtungen sind dann immer in der großen Masse erfolgt. Ich kenne jetzt aus dem Stegreif keinen Impfstoff, der hier negativ aufgefallen wäre. Aufgrund vieler falschen Informationen ist hier ein bisschen viel Hysterie verbreitet worden. Jeder kann ja erstmal abwarten und schauen, wie sich das bei den ersten einhundert oder zweihundert Tausend Imfplingen so entwickelt.
Die Lösung für die Pandemie liegt nur im Impfstoff. Der Zeitrahmen von 1-2 Jahren, den ich genannt hatte, ist natürlich unter optimalen Bedingungen (hohe Impfquote) veranschlagt. Es ist durchaus machbar, wenn man sich nicht nur mit einem Impfstoff impfen lässt, sondern mit vielleicht zwei bis drei verschiedenen. Nicht alle Impfstoffe sind gegen die gleichen Oberflächenstrukturen des Virus gerichtet. Mehrere Zielstrukturen zu attackieren, ist besser, da sich dann der Virus nicht so schnell darauf einstellen kann. Und wenn ich sehe, wie viele verschiedene Impfforschungsprojekte (ca. 200) es gibt und wie erstaunlich hoch die Schutzquote (> 90%) ist, dann darf man ziemlich optimistisch sein. Ich bin auch sehr sicher, dass die Regierungen dafür sorgen werden, dass die kommenden Impfstoffe weltweit verteilt und dass möglichst viele Menschen geimpft werden. Es wird sich auch, ähnlich wie bei Grippe, eine regelrechte Industrie hinter diesem Impfstoff aufbauen, so dass wir auch immer mit aktualisierten Impfstoffen rechnen können. Alles in allem wird uns das in ein paar Jahren, wenn die logistische Herkulesaufgabe der Verteilung und Impfung gelöst ist, wieder ein normales Leben ermöglichen. Meine Prognose: In spätestens drei Jahren spricht keiner mehr von Corona, höchstens noch wenn er in einem weiteren Urlaub fliegen will.
Was deinen Hinweis auf die Entwicklung eines Medikaments angeht, so wird dies leider nicht die ultimative Lösung sein. Allenfalls aber hilfreich für Menschen, die infiziert wurden und erkrankt sind. Würde man den Virus aber laufen lassen, brächte das Medikament auf Dauer nichts, denn der Virus würde so viele Mutanten produzieren, die solche Medikamente über kurz oder lang unwirksam werden lassen. Siehe aktuell bei Remdesivir. Es gibt schon Berichte, nach denen seine Wirksamkeit nachgelassen hat und es daher von der WHO nicht mehr empfohlen wird. Man muss in diesem Zusammenhang nur an Medikamente zur Bekämpfung von Erkältungen denken. Hier gibt es nichts wirklich wirksames, obwohl man schon seit Jahrzehnten daran geforscht hat. Ich denke, jeder weiß das aus eigener Erfahrung.
Was letztlich die Einschränkungen angeht, so hast du natürlich Recht. Hier hat es sehr viele richtig übel erwischt und viele Existenzen stehen auf dem Spiel. Aber wir müssen uns wirklich klar machen, dass es sich hier um eine sehr ernste globale Naturkatastrophe handelt. Das Problem: Es sieht bloß nicht so aus. Wenn über Deutschland ein Monsterhurrikan hinweggefegt wäre und alles plattgemacht hätte, dann würden wir uns keine Gedanken über Silvesterpartys, den nächsten Urlaub oder Schließung von Gaststätten machen. Jedem wäre klar, dass sich sein Leben verändert hätte. Sicherlich ist es für Menschen schlimm, isoliert zu sein, an keinen Feiern teilzunehmen, aber was ist bitte die Alternative? Zuschauen wie immer mehr Menschen sterben. Wenn in meiner Familie Menschen an Covid sterben, dann kann ich sie nie wieder sehen. Was ist besser? Ich denke, dass es uns hier in Europa noch verdammt gut geht. Wenn ich in den Nachrichten sehe, wie z.B. ein Taifun auf den Philippinen ganze Landstriche plattgemacht und Millionen Menschen obdachlos gemacht hat, dann muss ich sagen, dass ich trotz der Pandemie hier nicht mit denen tauschen möchte. Das ist eine ganz andere Dimension des Horrors, wenn du plötzlich kein Dach überm Kopf, kein Einkommen und vielleicht auch noch keine Familie mehr hast. Oder denkst du hier anders?
VG
Manfred