Es ist endlich geschafft! Ihr habt es überstanden! Applaus, Jubel, Trubel und Trompeten! Ich gehe euch endlich mit meiner „Kaufberatung“ nicht mehr auf den S…enkel.
Ich hol mal etwas weiter aus:
Bis Mitte November fuhr ich einen schwarzen Grande Punto, leicht individualisiert, Scheiben foliert, 16“ Alu’s, Kleinkram. Angetrieben wurde er von zarten 1.4 Litern 8V mit sagenhaften 77 PS. Für ein Anfängerauto „okay“. Eltern haben ja komischerweise diese magische 100 PS Grenze. Glaub ab 100 PS baut man direkt Unfälle, daher sollte man maximal 99 PS nehmen. Nunja, er fuhr, somit war das Wichtigste ja schon mal gegeben. Optisch war er toll. War immer ein bisschen stolz drauf in jungen Jahren, insbesondere als frisch 18-jähriger, ein so schickes Auto zu fahren. Meine wilden Jahre mit Schalten ohne Kupplung, anfahren mit durchdrehenden Reifen, Rockfordwenden auf Schnee hat er ganz gut ausgehalten. Im Kofferraum sorgte ein riesen Subwoofer für das in dem Alter nötige klappern der Kennzeichenhalterung.
Schon einige Zeit liebäugelte ich mit anderen Fahrzeugen. Auf der Liste standen zeitweise ein TT 8N 1.8T, darauf folgte ein Mustang V6 und zuletzt ein Nissan 350Z. Bis auf den TT 8N wäre wohl alles vom Unterhalt ziemlich teuer gewesen, aber ich habe mich zumindest schon mal damit beschäftigt und darüber nachgedacht, mein Auto zu verkaufen und ein Auto mit „mehr Dampf“ zu kaufen, so richtig konkret wurde es aber nie – es blieb ausschließlich beim Surfen Suchen und Vergleichen auf mobile.
Eines Tages, das dürfte so Anfang Oktober gewesen sein, führte ich meine Freundin zum Griechen aus. Während wir dort so am Fenster saßen, parkte plötzlich ein weißer TT 8J rückwärts genau am Fenster ein. Da war das Feuer in mir geweckt. Ich dachte mir „Diese Kiste sieht einfach fett aus! Mal gucken was so einer kostet!“. Und so fing das alles an. Überraschend stellte ich fest, dass dieses Modell gar nicht mehr sooooo teuer ist. Nach und nach sammelte ich dann Wissen über die verschiedenen Motoren und Unterschiede und das ganze Zeug, über das wir hier halt so den ganzen Tag sprechen. Mir war sofort klar, dass ich dieses Auto haben muss. Die Wahl viel recht schnell auf den 2-Liter Motor. Ein Cabrio soll es sein. Also los, mal zur Versicherung und prüfen was so ein Auto denn kostet. Mit Überraschen stellte ich fest, dass ein solches Auto im Vergleich zum Punto total günstig, absolut gesehen sogar einiges günstiger ist, als der Punto – also einie Sorge weniger.
So fing die Suche an. Beim Audihändler im Nachbarort fuhr ich ein Cabrio mit 2.0 Handschalter Probe. Gefiel mir sehr gut, allerdings wollte ich unbedingt das DSG Getriebe. Somit fuhr ich noch den 3.2er mit DSG Probe, da der „kleine“ nur als Handschalter auf dem Hof stand. Der V6 war aber noch ein Coupe und die Vorteile erschlossen mir sofort. Ich musste meine Jacke nicht wie beim Roadster in den Kofferraum legen, sondern ich habe hinten eine belederte „Hutablage“! Außerdem ist die Form einfach hübscher und so viel Roadsterwetter haben wir hier eh nicht. Nach den Probefahrten stand also fest: 2.0 mit DSG als Coupe!
Nach 2 Wochen war der Punto verkauft und ich auf meine Freundin bzw. ihr Auto angewiesen. Recht schnell habe ich mich in ein Fahrzeug verliebt. Pro: Weiß, Bose, Garantie, Sportpaket Plus. Contra: vorerst gar nichts. Also fuhren wir zum inserierenden Autohaus und wurden das erste Mal enttäuscht. Das Auto war nicht da, der Händler wusste ungefähr 30 Sekunden nicht mal, von welchem Auto wir sprechen. Irgendwann fiel bei ihm aber der Groschen und er erinnerte sich, dass er „für Privat“ ein Auto inserierte. Er versuchte dann die Eigentümer anzurufen, erreicht Sie aber nicht. Also konnten wir erfolglos den Rückweg antreten – naja macht nichts, es waren ja nur 70km Hinfahrt. Wir verabredeten uns ein paar Tage später zur Besichtigung und ab dann wurde es noch komischer. Die Eigentümer stellten das Auto beim Händler ab, erschienen aber nicht zum Termin. Die Probefahrt (incl. des Händlers auf dem Beifahrersitz) beinhaltete eine 1km lange geradeausfahrt durch 70er Zonen, dann sollte ich umdrehen. Ein Blick ins „scheckheftgepflegte“ Servicebuch teilte uns mit, dass außerdem der Service demnächst fällig ist. Die aufgezogenen Winterreifen auf 16 Zoll waren vom Profil her neuwertig. Nun ging es an die Preisverhandlung, die keine Verhandlung war. Wir nannten ein Gebot unter Voraussetzung, dass wir die Sommerfelgen / Reifen noch sehen können und diese noch „gut“ sind. Der Händler konnte natürlich dazu nicht viel sagen und rief die Besitzer an. Diese hielten es nicht für nötig mit uns direkt zu sprechen und lehnten unser Angebot ohne Gegenangebot ab. In diesem Zuge erfuhren wir, dass die Sommerreifen erneuert werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt war es mir dann einfach zu blöd! Wir verabschiedeten uns und dankten dem Händler, dass er sich für uns Zeit genommen hat und fuhren das zweite Mal mit mehr Rückschlägen als Erfolgen nach Hause.
Weiter suchen! Wenigstens ging jetzt die Nervosität runter. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits das halbe Forum und meinen Bekanntenkreis mit meiner Autosuche verrückt gemacht.
Plötzlich tauchte ein orangener TTS in den Suchergebnissen auf. Völlig über meinem Budget, aber ich dachte mir „dreist gewinnt“ und schrieb ihm eine Mail mit einem Gebot weit unter seiner Angabe. Er rief mich am Folgetag an und er nannte mir seine Schmerzgrenze, welche überraschend niedrig und für mich realistisch war. So fuhr ich also keine Woche später mit einem Bekannten dort hin. Netter Typ – hat sich jetzt einen ML 63 AMG geleistet. Das übliche Blabla, Probefahrt, etliche Steinschläge auf der Motorhaube festgestellt, aber keine Dellen. Alles in allem war das Auto völlig okay. Preisverhandlung. Ich nannte den von uns besprochenen Preis und sagte, dass ich gerne aufgrund der Steinschläge noch was runter gehen möchte. Er meinte, dass das gar nicht geht und das sei viiiieeeelll zu wenig. Letztendlich wollte er 1000€ MEHR haben, als telefonisch mit mir besprochen. So kam also auch hier kein Kaufvertrag zustande. Ich blieb hart und er wollte auch keinen Euro höher gehen. Ar*chl*ch.
Die darauffolgenden zwei Wochen waren ziemlich öde. Jeden Tag mehrere Stunden auf Mobile und Autoscout verbracht und immer wieder dieselben Wagen angeguckt und versucht irgendwie den Überblick zu behalten. Es war kein perfekter dabei. Ich war gelangweilt, die Motivation und Euphorie waren schon etwas verflogen. Hätte ich mal den Punto noch ein Jahr behalten.
Irgendwann fiel mir dann ein Quattro auf, hatte alles drin, was ich haben möchte. Und dann: Rotes Leder. Meine Gedanken:
„Au Backe. Hat da drin eine Kuh menstruiert? Aber von der Ausstattung her top. Außen grau. Meteorgrau. Perleffekt – Moment mal, Perleffekt? Erst mal Fotos dieser Farbe suchen. Ja doch, das sieht ziemlich cool aus. Passt. Nur was ist jetzt mit diesen Menstruationsstühlen? Er hat sogar Quattro, das große Navi, bis auf die Sitze passt einfach alles… angucken, vielleicht sieht’s ja doch cool aus. Oder ich bau später mal andere Sitze ein. Oder ich lebe damit. Hm… Soll ich das wirklich tun? Scheiss drauf, ich hab nichts zu verlieren. Den sehe ich mir wenigstens mal an“.
Drum nahm ich Kontakt per Mail auf und wurde von einer sehr netten etwas älter klingenden Dame zurück gerufen. Sie beschrieb mir das Auto, ich fragte nach ein paar Dinge, Sie antwortete so gut es ging. Sie sprach den Preis an: „Darüber können wir noch reden“, ich sprang auf den Zug auf und erwiderte: „Das sollten wir tun“. So legten wir einen Preis fest. Durchaus vielversprechend. Ich erfuhr außerdem, dass ihr Ex-Mann, mit dem sie dennoch sehr gut befreundet war, plötzlich verstarb und sie nun zusammen mit ihrer Tochter das Auto zu verkaufen versucht. Sie erzählte sehr viel, ich hörte zu. Bezüglich der Daten des Autos glänzte sie zwar nicht mit Fachwissen, aber grob wusste sie Bescheid. Ihre Tochter komme mit dem Auto demnächst aus Aachen (wo das Auto steht) nach Kassel, was für mich eine Ersparnis von 300km mit sich brachte. So soll’s also ablaufen!
Am Dienstag war es dann so weit und gegen halb 1 machte ich mich auf den Weg. Noch an der Bank vorbei und einen Döner gegönnt, dann ging es weiter. Ich wurde sehr freundlich von der Mutter empfangen und wir redeten eine Weile bei Kaffee. Die Tochter war noch mit dem Wagen unterwegs, da sie mehrfach im Stau stand, außerdem war ich zu früh dran. Sie erzählte viel von sich und ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann. Ihr geht es gesundheitlich auch nicht sehr gut und sie hat Hoffnung, dass es nach so viel Mist, der in letzter Zeit passiert ist, nun besser wird.
Ganz zu Anfang sagte ich noch „Geil, die brauchen die Kohle jetzt dringend, da kann man ordentlich handeln“, nachdem wir ein paar Mal telefonierten und ich die beiden nun etwas kennen gelernt habe, tut mir die Aussage schon fast leid.
Nach einer Weile traf nun die Tochter ein. Ebenfalls sehr freundlich und locker. So machte ich eine Probefahrt, alles war wie zu erwarten völlig in Ordnung, das Auto wurde ja erst 6 Wochen zuvor bei Audi erworben, leider konnte der ehemalige Besitzer nur sehr kurz Spaß mit dem Auto haben. Fix wurde der Kaufvertrag ausgefüllt, wir fuhren zur Bank und tauschten Geld gegen die Fahrzeugunterlagen.
Sie haben sich sehr gefreut, dass sie das Auto losgeworden sind und betonten, dass es umso schöner ist, dass sie sehen konnten, dass ein junger Bengel sich an dem Wagen erfreut und er in gute Hände geht. Habe mich sehr über diese Worte gefreut.
Ich versprach in einiger Zeit mal Fotos zu schicken und mich zwischendurch zu melden und wir verabschiedeten uns mit Umarmung voneinander und ich trat den Heimweg an.
Nun bin ich stolzer Besitzer eines TTs Die Freude ist groß. Heute kommt mein Kennzeichen dran.